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Online-Screening: The Fault Zone, Volume I: Y(our) Movement

  • Samstag
    30. Jan.–Samstag
    06. Feb. 2021

Kuratiert von Ariane Beyn

Eine Video-Konversation von Hao Jingban, Jiang Meng, Su Wei

Als Coda zur Ausstellung Readings from Below freuen wir uns, The Fault Zone, Volume I: Y(our) Movement (2020) zu präsentieren. Die Arbeit besteht aus drei kurzen Videos, die auf Gesprächen zwischen der Künstlerin Hao Jingban, der Filmwissenschaftlerin Jiang Meng und dem Kurator Su Wei basieren. Das Werk ist der Beginn eines fortlaufenden Projekts, das von dem Trio initiiert wurde.

In ihrer Videoinstallation Opus One, die Teil unserer Ausstellung war, experimentiert Hao mit der (Un)Möglichkeit, die soziale Kraft des afroamerikanischen Swingtanzes in einem anderen kulturellen und historischen Kontext wieder zu beleben. Die neue gemeinschaftliche Arbeit bietet Denkanstöße zu widersprüchlichen Identifikationen mit sozialen Bewegungen in unserer aktuellen, durch die Pandemie geprägten Zeit. Die Black Lives Matter- und Hongkong-Proteste des letzten Jahres und ihre anhaltenden Auswirkungen auf die sozialen Identitäten der Künstler*innen innerhalb ihres Umfelds, in dem sie sich gegenwärtig befinden – New York, Berlin und Peking – sind Gegenstand eines Gesprächs, das in drei Video-Briefen geführt wird. Die widersprüchlichen Wünsche der Autor*innen, sich von den protestierenden Menschenmassen zu distanzieren und sich gleichzeitig mit ihnen zu befassen, werden in Form von Ich-Erzählungen mit Voice-over und Untertiteln präsentiert, gemischt mit selbst gedrehtem Filmmaterial und Clips aus dem Internet.

The Fault Zone, Volume I (2020), Filmstill Mit freundlicher Genehmigung der Künstler*innen

Künstler*innen-Statement:

„Wir scheinen im Zentrum eines historischen Sturms zu stehen. Die Unterscheidung zwischen dem Drinnen und Draußen eines Ereignisses wurde nach dem Ausbruch der Pandemie hinfällig, und dieses Gefühl hat sich seit Januar 2020 noch verstärkt. Es gibt keinen Ausweg aus der Situation, und wir haben nicht die Wahl, uns davon zu lösen oder zu distanzieren. Angesichts aller Bewegungen, Ereignisse und Katastrophen, die im Jahr 2020 geschehen sind, was bedeutet „ich“ und was ist der Abstand zwischen „mir“ und jenen Ereignissen? Aus dieser Grundfrage ist das Projekt „The Fault Zone“ entstanden. Darin versuchen wir, die Notwendigkeit der wiederholten Selbstidentifikation inmitten einer Realität voller Widersprüche und Katastrophen im Jahr 2020 auszudrücken: Meine Emotionen, meine Position, meine Forderung nach Wahrheit, meine Gedanken über das Wissen hinter der Wahrheit und die Berücksichtigung der mechanischen Produktion von Emotionen.

Volume I von The Fault Zone entstammt einem längeren Gespräch zwischen den drei Initiator*innen seit der zweiten Hälfte des Jahres 2020. Zeitgleich in New York, Berlin und Peking begannen wir alle, über die Beziehung zwischen der Black Lives Matter-Bewegung und uns selbst nachzudenken. Wir sammelten und diskutierten verschiedene Informationen und Urteile über diese Bewegung, beobachteten uns gegenseitig, sezierten unsere Reaktionen, die jeweils durch unsere eigenen Situation ausgelöst wurden, und teilten unsere körperlichen und emotionalen Erfahrungen. In diesem Prozess der täglichen Kommunikation verschoben wir allmählich unseren Fokus auf das Gefühl der Zugehörigkeit und Abgrenzung zwischen dem Selbst und der Bewegung von Aktivisten. Als Ergebnis schufen wir gemeinsam diese drei Videos, die drei unterschiedliche Haltungen zum Aktivismus darstellen: Jiang Meng hat die Black Lives Matter-Bewegung als Asiatin miterlebt und daran teilgenommen, wobei sie die Gemeinsamkeiten zwischen zwei ethnischen Gruppen unterschieden und analysiert hat; Hao Jingban, die erst im Januar 2020 in Berlin ankam, begann ihre Beobachtung nach innen und in ihrer Umgebung während der Pandemie, wobei sie versuchte, die Hindernisse für Empathie mit und zwischen aktivistisch engagierten Menschen zu verstehen; Su Wei verwendet eine fiktive Geschichte über das Reisen zwischen Grenzen, um auf die Endlichkeit und Instabilität von Menschen unter bestehenden gesellschaftlichen Systemkonflikten zu verweisen. Wir drei denken nicht nur über das soziale Konstrukt nach, sondern auch über den Zustand der Wahrnehmung. Menschen können schreien und Geschichte im Zorn umschreiben, aber wie können wir psychologische, unterbewusste und emotionale Aspekte dieser historischen Gegebenheiten erkennen und bewerten? Sind sie immer durch sich selbst gerechtfertigt? Diese Frage ist für uns die Prämisse, um diesen Dialog zu beginnen.“

– Hao Jingban, Jiang Meng, Su Wei