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Gespräch zwischen Colectivo Hapa, Esvin Alarcón Lam, Mimian Hsu und Pablo José Ramírez

  • Samstag
    27. Nov. 2021
    11:00

Anlässlich der Ausstellung Más Allá, el Mar Canta (Jenseits Singt das Meer) präsentiert das Times Art Center Berlin ein Gespräch zwischen dem Kurator Pablo José Ramírez und den Künstler*innen Colectivo Hapa, Esvin Alarcón Lam und Mimian Hsu über den erweiterten Begriff der zentralamerikanischen Region, der durch fluktuierende Migrationsströmungen und diasporische Begegnungen geprägt wurde.

Más Allá, el Mar Canta nimmt Migrationserzählungen in Mittelamerika und der Karibik zum Ausgangspunkt, um Systeme der Zugehörigkeit und Ontologien der Begegnung zu untersuchen. Die in der Ausstellung vertretenen Künstler*innen verleihen dem kollektiven Gedächtnis diasporischer Subjektivitäten durch persönliche Erzählungen eine Stimme – stets mit der eindringlichen Mahnung, dass es ohne Gemeinschaft keine politische Vorstellung geben kann. Ihre Werke sind ein einzigartiges Zeugnis darüber, wie sich aus den Ruinen der Kolonialgeschichte gemeinschaftliche, selbstbestimmte und politische Handlungsräume eröffnen.

Colectivo Hapa ist ein zeitgenössisches Kunstkollektiv, das 2020 von drei costa-ricanischen Künstlerinnen mit unterschiedlichen chinesischen und taiwanesischen Wurzeln gegründet wurde: Jennifer Karczynski Tang, Karen Olsen Yu und Anna Matteucci Wo Ching. Mit der Nutzung einer vielfältigen Bandbreite an Medien, wie Zeichnungen, Installationen, Fotografie und Performances, schaffen sie einen autoethnografischen Kunstprozess, in dem sie Themen wie Feminismus, Macht, Herkunft und kulturelles Erbe ergründen.

Esvin Alarcón Lam (geb. 1988, Guatemala-Stadt) ist ein Künstler, der an dem Bezug zwischen Materialität und neuzeitlicher Politik sowie zur lokalen, chinesischen Diaspora interessiert ist. Alarcón Lam lebt in Guatemala, wo er Pagoda Imaginaria, ein unabhängiges Kunstresidenzprogramm, betreibt. 
Unter seinen neuesten Ausstellungen sind sich Omniscent, Leslie-Lohman Museum, New York (2021); Mesotrópicos, MAC, Panama; Counterflags, Abron Arts Center, New York (2021); This Might Be a Place for Hummingbirds, Galerie im Körnerpark, Berlin (2020) und The Sun Teaches Us That History Is Not Everything, Osage Foundation, Hong Kong (2018).

Mimian Hsu (geb. 1980, Costa Rica) nennt sich auch Hsu Fung. Sie ist die Nachfahrin taiwanesischer Immigrant*innen, die in den 1970er Jahren aufgrund politischer Beziehungen, welche zwischen der Insel Formosa und Costa Rica bestanden, dort ankamen. Sowohl ihr Leben als auch ihre Arbeiten sind mit diesem Prozess der kulturellen Vermischung und Anpassung chinesischer Immigrant*innen auf dem amerikanischen Kontinent verbunden. Die Repräsentation dieser Migration ist eines der zentralen Themen in ihrem Schaffen, in dem sie Porträts von sich selbst und ihrer Familie verarbeitet. In ihren Werken hat Hsu Porträts ihrer Schwester, Tante und ihres Großvaters mittels Performances, Installationen und Aktionen produziert. Von 2015 bis 2017 leitete sie zusätzlich den von Künstler*innen betriebenen Raum Despacio, in dem sie vierzehn Einzel- und Gruppenausstellungen zentralamerikanischer Künstler*innen kuratierte. 
Hsus Arbeiten wurden im Vincent Price Museum, Kalifornien; der Osage Gallery, Hong Kong; dem Asu Museum, Arizona und dem Museo de Arte y Dieseño Contemporáneo, San José, Costa Rica ausgestellt. Sie hat an der VI. Bienal de Arten Visuales del Istmo Centroamericano teilgenommen und wurde auf der V. Bienal del Caribe, Museo de Arte Moderno in Santo Domingo, Dominikanische Republik, ausgezeichnet.

Pablo José Ramírez ist Kurator, Kunstkritiker und Kulturtheoretiker und lebt und arbeitet in Guatemala und Amsterdam. Er ist Adjunct Curator of First Nations and Indigenous Art an der Tate Modern. In seiner Arbeit befasst er sich mit postkolonialen Gesellschaften, und untersucht nicht-Westliche Ontologien, Indigene Kulturen, Formen der rassischen Okklusion und Klang. Er hat einen Masterabschluss in zeitgenössischer Kunsttheorie der Goldsmiths, University of London. 2015 kuratierte er zusammen mit Cecilia Fajardo-Hill die 19. Bienal Paiz: Trans-visible. Ramírez wurde mit dem Independent Curators International/CPPC Award 2019 für Zentralamerika und die Karibik ausgezeichnet und ist derzeit Chefredakteur und Mitbegründer von Infrasonica, einer kuratorischen Plattform, die sich der Erforschung nicht-Westlicher Klangkulturen widmet. Ramírez ist Teil des Kuratorenteams der 58. Carnegie International.

Colectivo Hapa, 女书 (nǚ shū), 2021, installation, dimensions variable, produced by Colectivo Hapa, courtesy of Colectivo Hapa. Installation view at Times Art Center Berlin, Foto: Jens Ziehe.