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Conflictual Topography III

  • Mittwoch
    19. Aug.–Mittwoch
    26. Aug. 2020

Online Screening von Daniela Ortiz’s Film Kuratiert von Heidi Ballet

   

Die von Heidi Ballet organisierte Reihe Conflictual Topography war ursprünglich als öffentliches Programm während der Ausstellung Zhou Tao: Winter North Summer South konzipiert, kam aber wegen der Coronavirus-Krise zum Stillstand.

In einem überarbeiteten Programm werden die Künstler*innen des ursprünglichen Programms unter neuen Umständen erneut besucht. Zwischen dem 18. und 22. August wird Daniela Ortiz‘ Film The Empire of Law online gezeigt, begleitet von einem Gespräch.


The Empire of Law

Ein Film von Daniela Ortiz

Das Video The Empire of Law (2019) analysiert kritisch das Verhältnis von Recht, Gerechtigkeit und Kolonialismus. Es befasst sich unter anderem mit der Architektur, der Geschichte und dem Kontext zweier Gerichtshöfe, nämlich dem Brüsseler Justizpalast in Belgien und dem Gericht, das als dessen Kopie gebaut wurde, dem Justizpalast in Lima, Peru. Aus diesem Blickwinkel enthüllt Ortiz die Rolle des Rechtssystems bei der Errichtung globaler Strukturen, die auf einer extraktivistischen, rassistischen und neokolonialen Logik beruhen.

Wenn das Recht im Laufe der Geschichte als Legitimationsmittel des Kolonialismus gedient hat, so zeichnet Ortiz am Beispiel des Indischen Gesetzes von 1512 oder des Berliner Gesetzes von 1885 nach, wie der Gerechtigkeitsgedanke auch heute noch genutzt wird, um gewalttätige Richtlinien der Migrationskontrolle für Migranten aus ehemaligen Kolonien zu billigen und so den neokolonialen Status quo zu erhalten. The Empire of Law, über das Ortiz in dem Video spricht, bezieht sich demzufolge auf das europäische Projekt der Entwicklung eines im Kolonialismus verwurzelten Imperiums, in dem Gerechtigkeit für die kolonialen Gebiete und die rassifizierten Menschen niemals gefunden werden kann.


Heidi Ballet im Gespräch mit Daniela Ortiz


Biographien

Daniela Ortiz (geb. 1985 in Peru, lebt und arbeitet in Barcelona) will visuelle Erzählungen generieren, in denen die Konzepte von Nationalität, Rassismus, sozialer Klasse und Genre erforscht werden, um koloniale, patriarchalische und kapitalistische Machtstrukturen kritisch zu verstehen. Ihre jüngsten Projekte und Forschungsarbeiten befassen sich mit dem europäischen Migrationskontrollsystem, seinen Verbindungen zum Kolonialismus und der rechtlichen Struktur, die von europäischen Institutionen geschaffen wurde, um rassistischen und migrantischen Gemeinschaften Gewalt anzutun. Sie entwickelte auch Projekte über die peruanische Oberschicht und ihre ausbeuterische Beziehung zu Hausangestellten. In jüngster Zeit hat sich ihre künstlerische Praxis wieder der visuellen und manuellen Arbeit zugewandt und Kunstwerke in Keramik, Collage und in Formaten wie Kinderbüchern entwickelt, um sich von der eurozentrischen Konzeptkunst-Ästhetik zu distanzieren. Zusammen mit ihrer künstlerischen Praxis ist sie Mutter eines dreijährigen Kindes, hält Vorträge, Workshops, führt Untersuchungen durch und nimmt an Diskussionen über das europäische Migrationskontrollsystem und seine Verbindungen zur Kolonialität in verschiedenen Kontexten teil.

Daniela Ortiz war kürzlich gezwungen, Spanien zu verlassen, nachdem sie 13 Jahre lang dort gelebt hatte. In ihrer Arbeit hat sich Ortiz wiederholt mit kolonialen Hinterlassenschaften auseinandergesetzt, und nachdem sie eingeladen worden war, ihre Ansichten in einem Fernsehinterview zu äußern, sah sie sich einer heftigen Gegenreaktion ausgesetzt, die ihre Sicherheit in Spanien gefährdete. Sie setzt ihre Arbeit von ihrem Heimatland Peru aus fort.

Heidi Ballet ist eine unabhängige Kuratorin, sie lebt und arbeitet in Berlin. Sie ist die künstlerische Leiterin der Beaufort Triennale 2021 in Ostende und hat kürzlich die Tallinn Photomonth Biennale 2019 und die Lofoten Biennale 2017 (LIAF) mit kuratiert. Im Jahr 2016 kuratierte sie die Satelliten-Ausstellungsreihen Our Ocean, Your Horizon im Jeu de Paume in Paris und CAPC in Bordeaux sowie die Gruppenausstellung The Morality Reflex im CAC Vilnius. Zwischen 2012 und 2015 arbeitete sie als Forschungskuratorin an dem Projekt After Year Zero, das im HKW in Berlin initiiert und gezeigt wurde (2013) und später in das Museum für Moderne Kunst Warschau reiste (2015). Ihre Arbeiten sind im Mousse Magazine, Randian und Art Papers erschienen.

Zugehörige Ausstellung:

Zhou Tao: Winter North Summer South

15. Feb – 1. Aug. 2020